Täglich neue Denksportaufgaben
Rotenburg – Rhythmus bestimmt Stefan Steiners Leben, im Job und in der Freizeit. Der 52-Jährige ist Chefarzt der Rhythmologie-Abteilung des Rotenburger Herz-Kreislauf-Zentrums (HKZ) und begeisterter Organist. Seit Ende des vergangnen Jahres kann er sein Wissen über das „spannendste Gebiet der Inneren Medizin“ weitergeben: Das HKZ ist neue Ausbildungsstätte für Elektrophysiologen, die elektrische Ströme am Herzmuskel untersuchen.
Die Deutsche Kardiologische Gesellschaft hat das HKZ als Ausbildungsort für die Zusatzqualifikation anerkannt. „Für das Zertifikat mussten wir unter anderem über 200 Katheterablationen mit Verödungstherapie im Jahr nachweisen“, erklärt der Spezialist. Bei diesem in unserer Region seltenen Eingriff wird ein Katheter von der Leiste aus bis zum Herz geschoben und dort Gewebe erhitzt oder vereist, damit Narbengewebe entsteht und keine unerwünschten Impulse mehr vom Herzen weitergeleitet werden. So sollen Herzrhythmus-
Störungen behandelt werden.
Was macht die Rhythmologie besonders? Das Spezialgebiet der Kardiologie (siehe Hintergrund) stelle ihn jeden Tag vor neue Denksportaufgaben, sagt Steiner. Am Ende zählten aber die Patienten „Ihre Lebensqualität zu verbessern ist unsere zentrale Aufgabe“, sagt er. So habe eine 92-jährige Patientin mit einer angeborenen Herzryhthmus-Störung sich nicht einmal mehr waschen können, ohne keine Luft mehr zu bekommen. Nach der Katheterbehandlung war dies kein Problem mehr. Steiner, ein gebürtiger Oberpfälzer, ist am HKZ ein bekanntes Gesicht. Er arbeitet in Rotenburg, seit er dort 1999 seine Karriere als Assistenzarzt begann. „Auf dem Rückweg von meiner Facharztausbildung als Internist in Berlin bin ich in Rotenburg hängen geblieben“, scherzt der 52-Jährige. Über den Zwischenschritt als Oberarzt ist er seit 2016 Chefarzt der Rhythmologie-Abteilung. Wenn Stefan Steiner sich nicht um seine Patienten kümmert und Eingriffe vorbereitet, spielt er gerne die Kirchenorgel und die Posaune.
Im Labor im HKZ könne in besonderen Fällen aber auch einmal Musik der Heavy-Metal-Band Iron Maiden laufen, scherzt seine Oberärztin Stefanie Bergmann. Außerdem engagiert sich Steiner im Kirchenvorstand
und im Vorstand von Defibrillator Deutschland – einem deutschlandweiten Netzwerk für Menschen mit implantierten Defibrillatoren. Das Fachgebiet der Rhythmologie hat laut Steiner in den letzten fünf Jahren einen enormen Entwicklungsschritt gemacht. „Die implantierten Defibrillatoren werden kleiner und leistungsstärker und die Computerprozessoren können immer größere Datenmengen verarbeiten“, so der Arzt. „Aus den Kinderschuhen sind wir mittlerweile heraus, wir pubertieren“, sagt er mit einem Lachen. Für die Rhythmologie am HKZ sei in den vergangenen Jahren wichtig gewesen, eine eigene Station erhalten zu haben, die interdisziplinäre Versorgung verbessert, den Diagnostikbereich ausgebaut und die neue 3D-Mapping-Technik (wir berichteten) etabliert zu haben. Damit lassen sich Herzrhythmus-Störungen noch schneller diagnostizieren und behandeln. Und Steiner hat bereits ein neues Ziel Das HKZ soll als Vorhofflimmer-Zentrum anerkannt werden.
Hintergrund:
Ein Spezialgebiet der Kardiologie Die Rhythmologie befasst sich mit der elektrischen Erregung des Herzens und der damit gesteuerten Muskelkontraktion und ist ein Spezialgebiet der Kardiologie. Untersucht und behandelt werden in der Rhythmologie Unregelmäßigkeiten des Herzschlages – ob angeboren oder erworben. Herzrhythmus-Störungen werden mit Medikamenten, Herz-Schrittmachern und implantierten Defibrillatoren behandelt. Im Herz-Kreislauf-Zentrum in Rotenburg werden diese Geräte in Zusammenarbeit mit der Klinik für Herz- und Gefäßchirugie implantiert.
Zur Person:
Der Oberpfälzer Stefan Steiner (52) studierte in Würzburg und absolvierte seine Facharztausbildung als Internist in Berlin. Seine Karriere am HKZ in Rotenburg begann er 1999 als Assistenzarzt. Er lebt seit vielen Jahren in Rotenburg und ist verheiratet. Steiner hat zwei Töchter und einen Sohn.
Den Artikel aus der HNA vom 15.01.2019 finden Sie hier.