Neustart nach dem Schlaganfall

Rotenburg – Noch vor wenigen Monaten war Concetta Malfa auf den Rollstuhl angewiesen – nach einem Schlaganfall konnte die Seniorin ihre Beine nicht mehr bewegen. Heute kann sie wieder laufen. Dank ihres unbeugsamen Willens, der Unterstützung der Ärzte und Pflegekräfte und eines neuen Gangtrainers im Herz-Kreislauf-Zentrum (HKZ) in Rotenburg fand sie ihren Weg zurück auf die Beine.

Heute lebt die Italienerin mit ihrem Mann in Melsungen, verbringt jedoch die Sommermonate in ihrer Heimat Kalabrien. Im vergangenen Sommer bemerkte sie erste Beschwerden: Luftnot, Schwäche in Armen und Beinen, Schwierigkeiten beim Treppensteigen. Als sich ihr Zustand verschlechterte, suchte sie medizinische Hilfe. Am 17. Oktober wurde sie in die Kardiologie des HKZ in Rotenburg eingeliefert. Drei Bypässe mussten am Herzen gelegt werden. Doch die Operation hatte dramatische Folgen: Malfa erlitt einen Schlaganfall. „Ich konnte überhaupt nicht laufen“, erinnert sie sich.

Die Zeit danach war geprägt von Ungewissheit und Angst. Eine Lungenentzündung fesselte sie ans Krankenbett, zudem musste sie eine Zeit lang auf der Intensivstation des Krankenhauses liegen. Ihr Zustand war kritisch. „Ich kann mich an vieles nicht erinnern“, sagt sie heute. Doch eines wusste sie: „Ich wollte kämpfen.“

Am 13. November war ihre Lage wieder so stabil, dass sie erste Stehversuche übte. Die waren mühsam, doch Privatdozentin Dr. Caroline Renner, Chefärztin der Klinik für Neurologie und Neurologische Rehabilitation, unternahm alles, um die Genesung der Seniorin zu unterstützen. Trotzdem: „An Laufen war zu Beginn nicht zu denken“, sagt die Ärztin.

Große Hoffnung in neues Gerät

Einen Monat später war es aber so weit. Malfa wagte den ersten großen Schritt – für sich und für die Klinik. Denn sie war die erste Patientin, die den neuen Gangtrainer testete. Das Gerät, die sogenannte Lokostation, das einem großen Laufband ähnelt, stabilisiert das Becken, reduziert das Körpergewicht und führt die Bewegungen der Beine kontrolliert aus, erklärt die Chefärztin. Daher eignet es sich ideal für Menschen, die nach einem Schlaganfall das Gehen von Grund auf neu lernen müssen, so wie Concetta Malfa.

„Es war ein komisches und schönes Gefühl zugleich“, erinnert sie sich an ihre ersten Gehversuche auf dem Gangtrainer. Der Erfolg zeigt sich sofort: Malfa sei nach ihrer ersten Einheit von dem Gangtrainer gestiegen und habe direkt ihr Bein heben können. Dr. Renner war klar: „Das ist die richtige Methode für sie.“

Dr. Renner setzt große Hoffnungen in das neue Gerät. „Das Gefühl zu laufen ist entscheidend“, erklärt sie. Mithilfe des Gangtrainers können Patienten mehr Schritte in kürzerer Zeit gehen als mit einer herkömmlichen Therapie. Doch auch hier sei die Motivation der Patienten entscheidend. „Ohne eigenen Willen geht es nicht.“

Jeden Tag ein kleiner Fortschritt. Erst mit dem Gangtrainer, dann mit dem Rollator – bis sie diesen schließlich nicht mehr brauchte. „Das war mein Ziel“, sagt Malfa und wischt sich die Tränen aus dem Gesicht. „Ich wollte nicht im Rollstuhl bleiben.“

Der emotionale Druck lastete auf der Seniorin. „Ich war in einem dunklen Loch gefangen.“ Ihre größte Angst war es, nicht mehr nach Italien reisen zu können. Doch mit der Therapie wächst die Hoffnung. „Von Tag zu Tag wurde es besser“, sagt die Ärztin. Heute braucht Malfa den Rollator nur noch für lange Strecken.

Ihr nächstes Ziel hat sie fest im Blick: Im Sommer möchte sie wieder am Strand von Kalabrien spazieren gehen. „Ich habe mein Leben zurück. Wieder nach Italien zu kommen, macht mich glücklich“, sagt sie mit leuchtenden Augen.

Ihr Mann erinnert sich an die schwierigen Monate. „Am Anfang war es katastrophal“, gesteht er. Doch jetzt sei es „ein schönes Geschenk“, dass seine Frau nach Hause kommt.

Nach zwei Monaten in der Reha-Klinik wird Malfa endlich entlassen. Das sorgt nicht nur für Hochgefühle bei der Seniorin: „Es ist ein komisches Gefühl, aber ich freue mich.“ Doch auch zu Hause bleibt die Physiotherapie ein fester Bestandteil ihres Alltags.

Heute kann Concetta Malfa wieder alleine gehen. Und bald wird sie das tun, worauf sie so lange gewartet hat: In Italien barfuß durch den Sand laufen. „Das war mein Ziel“, sagt sie lächelnd.
(Quelle: Hersfelder Zeitung_21.02.2025, Foto,Text:KATHARINA BREUNING)