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Herausragende Schlüsselfigur
für die Gesundheitsregion


Prof. Dr. Dr. med. Friedrich Grimminger

Weil er zwischen Militärdienst und Studium mit einem Bus durch die Wüste fahren wollte, lernte er Kraftfahrzeugmechaniker. Innerhalb von 16 Monaten, vom Beginn der Ausbildung bis zur Gesellenprüfung. „Ich wollte mich unabhängig machen und verstehen, wie das alles technisch funktioniert“, sagt Professor Grimminger. Und lacht. Seinen unbedingten Willen, den Dingen auf den Grund zu gehen, hat der 59-jährige Mediziner gewissermaßen auf die Spitze getrieben. Nach seiner handwerklichen Ausbildung begann er Länder zu erkunden, die man heute kaum noch bereisen kann. Technische Defekte konnten ihn jedenfalls nicht aufhalten.

Im Anschluss an die abenteuerlichen Reisen nahm Grimminger dann seine Studien auf. Humanmedizin, Biologie und Chemie, gleichzeitig. „Chemie aber ohne Abschluss“, lacht er wiederum, wissend, dass dadurch seine Ausnahmestellung keinesfalls geschmälert wird. „Ich bin leidenschaftlicher Naturwissenschaftler“, verrät Grimminger und fügt hinzu: „Medizin ist ja in vielen Bereichen ähnlich wie ein höher entwickeltes Handwerk. Ich habe mir damals eingebildet, alle Lebensformen bis ins kleinste Detail verstehen zu können. Vom Molekül bis zum Gesamtorganismus. Bei diesem Versuch wird man allerdings schnell demütig."

Akademisch zumindest war das Ganze sehr erfolgreich, denn in beiden Fächern promovierte der gebürtige Frankfurter in rekordverdächtiger Zeit. Im Abstand von nur einem Jahr schrieb er seine Doktorarbeiten in Humanmedizin und Biologie. Bereits zwei Jahre später folgte die Habilitation an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Seine Facharzt-Qualifikationen hat er in den Disziplinen Innere Medizin mit den Schwerpunkten Pneumologie, Onkologie, Intensivmedizin, Allergologie, Palliativmedizin und spezielle Schmerztherapie erlangt. Grimminger ist neben seinen vielfältigen Engagements in Deutschland Ehrenprofessor an den Universitäten Kent (Großbritannien) und Texas (USA).

Intellektueller Hochleistungssportler
Ein derartiger „intellektueller Hochleistungssportler“ fällt auf, wird in seinen Kreisen beinahe zwangsläufig prominent. Auch Martin Ködding, Geschäftsführer des Klinikums Hersfeld-Rotenburg, wusste von dem Ausnahmemediziner in der Nachbarschaft, der gleichzeitig als Direktor der Medizinischen Klinik IV/V des Universitätsklinikums Gießen, Direktor der Abteilung Pneumologie/Onkologie an der Kerckhoff-Klinik Bad Nauheim und Ärztlicher Direktor des Gesundheitszentrums Wetterau tätig ist.

Ködding nahm Kontakt zu Grimminger auf - und gewann ihn für die Idee, das Klinikum Hersfeld-Rotenburg, bestehend aus dem Klinikum Bad Hersfeld und dem Herz- und Kreislaufzentrum Rotenburg, in ein größeres, weiter gefasstes Gesundheits-Netzwerk einzubauen. Bei der Koordination dieser Strukturen profitiert Professor Grimminger nun in erster Linie von den Erfahrungen, die er während seiner Lehrtätigkeit in den USA gemacht hat.

„Das US-amerikanische Gesundheitswesen ist nicht sozial und nicht solidargemeinschaftlich“, sagt er, „weil die Amerikaner ein anderes Verständnis von der Freiheit und Unabhängigkeit des Einzelnen haben. Ein paternalistisch bevormundendes Versorgungssystem wie in Deutschland ist im Süden des Landes immer noch undenkbar. Was aber in Amerika perfekt funktioniert, ist die Bildung von Clustern. Dort sind sämtliche Ärzte und Kliniken so eng miteinander vernetzt, dass jeder versicherte Patient bei jedem Problem einen hervorragenden Spezialisten aufsuchen kann.“ Eine solche Idee setzt allerdings voraus, dass Spitzenmediziner nicht mehr ortsgebunden arbeiten, sondern an mehreren Kliniken aktiv sind – eine Art „standortübergreifendes Mehraugensystem der Qualitätskontrolle“, die die Spezialisten immer bedarfsgerecht am richtigen Ort einteilt. So profitiert nicht nur der Patient, sondern jeder Spezialist sammelt die für sein Gebiet notwendige Erfahrung in kürzester Zeit.

In Deutschland dagegen gilt häufig, dass jeder alles kann, auch wenn er nur kleinste Patientenzahlen mit einer Erkrankung überblickt. Bildlich machen lässt sich das Problem mit dem Satz „Der Mann mit dem Hammer sieht überall einen Nagel“. So kann es passieren, dass manchmal das gemacht wird, was der Arzt am besten kann und nicht das, was der Patient am meisten braucht.

Der Arzt kommt zum Patienten
Professor Grimminger selbst ist das lebende Beispiel, dass ein solches Netzwerk auch in Deutschland funktionieren kann. Sein Ziel ist die Schaffung einer Gesundheitsregion, in der jeder Patient, vollkommen unabhängig davon, in welcher Arztpraxis oder welchem Krankenhaus er das Gesundheitssystem zuerst „betritt“, alle relevanten Spezialisten antreffen kann, ohne selbst lange Wege zurücklegen zu müssen. 

„Ich bin sicher, dass wir diese engen Vernetzungen zwischen verschiedenen Krankenhäusern und Ärzten benötigen, um dem drastischen Umbau des Gesundheitssystems in Deutschland adäquat zu begegnen“, sagt der Netzwerk-Koordinator. Die Gesundheitsregion, wie sie hier derzeit aufgebaut wird, wäre früher allerdings undenkbar gewesen – Basis dafür sind nicht nur die hoch qualifizierten Ärzte, die eine ausgeprägte Teamfähigkeit mitbringen müssen, sondern auch schnelle Internet-Verbindungen und eine hoch entwickelte medizinische Software, die den Spezialisten alle relevanten Daten aus den beteiligten Versorgungseinrichtungen an ihren jeweiligen Einsatzorten zur Verfügung stellt.

Friedrich Grimminger ist nicht der unnahbare Abgehobene – er ist vielmehr der Prototyp des empathischen, offenen Sympathieträgers. Für seine Vision hat der Mann, dessen Tag deutlich mehr als 24 Stunden zu haben scheint, bereits jede Menge Mitstreiter gefunden. Professor Grimminger koordiniert den Aufbau des interdiszipliniären Zentrums für Cardio-Pulmonale Medizin an den Standorten Rotenburg an der Fulda mit den Schwerpunkten Kardiologie, Herzchirurgie, Pneumologie und Pneumo-Onkologie gemeinsam mit dem Klinikum Bad Hersfeld und mit dem Universitätsklinikum an den Standorten Gießen und Marburg und der Kerckhoffklinik in Bad Nauheim offenbar virtuos. Anders ließe sich das große Interesse an hoch qualifizierten Chefärzten, die in diesem Projekt mitarbeiten, kaum erklären.





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